Ecuador Pinchincha Küste

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Sicht auf Quito

Vor meiner Fahrt an die Küste bin ich noch mit der Gondelbahn auf den Hausberg von Quito auf über 4000müM gefahren. Unten in Quito war das Wetter noch schön, oben angekommen zogen aber schon bald die ersten Nebelschwaden auf. Trotzdem bin ich von der Bergstation weiter aufgestiegen auf einer Tour, die leicht und ohne Führer zu begehen ist und auf einen Gipfel von etwas über 4500müM führt. Nach ca einer Stunde habe ich umgekehrt, da ich es satt hatte nur den Nebel anzuschauen. Bei der Rückkehr ist mir eine Gruppe mit Touristen mit einem einheimischen Führer begegnet, alle bestens ausgerüstet, die sicher noch auf den Gipfel gestiegen sind.

Von der Bergstation der Gondelbahn hat man normalerweise eine gute Sicht auf die Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung. Aber eben, an diesem Tag war es dunstig und es war viel Nebel, also wenig zusehen. Nach mehr als einer Stunde Wartezeit klarte doch noch ein bisschen auf für einige Bilder.

 

Ecuador als Reiseland ist in der Schweiz wenig bekannt. Eigentlich schade, denn es ist ein kleines Land, das unglaublich viel bietet. Zwar immer noch grösser als Grossbritannien  oder etwa 6 mal so gross wie die Schweiz, gibt es auf diesem kleinen Raum vier total verschiedenene Landesteile: Das westliche Tiefland an der Pazifikküste, die Costa, wo viel Landwirtschaft und ein Grossteil der grossen Pflanzungen (Bananen) sind. Da ist auch die grösste Stadt des Landes, Guayaquil. Weiter landeinwärts fängt das Hochland an, die Sierra mit 2 Bergkettten mit hohen Gipfeln, der höchste davon ist der Chimborazo mit 6310müM. Auch Quito ist in der Sierra. Im Hochland wird auch Landwirtschaft, aber eher Viehzucht betrieben. Im Osten der Sierra fällt das Land ab in das östliche Tiefland, den Oriente. Das ist bereits ein Teil des Amazonasbeckens ist zu einem grossen Teil mit Urwald bedeckt. Hier sind auch die Ölquellen von Ecuador. Als letzter ganz wichtiger Landesteil gehören auch die Galapagosinseln zu Ecuador, die etwa 1000km westlich vom Festland im Pazifik liegen ziemlich genau auf dem Äquator. 

Weil es so klein ist, kann man in Ecuador bestens mit Bussen bereisen, oder mit günstigen Inlandflügen leicht in weniger als einem Tag zwischen den erwähnten Landesteilen pendeln.

 

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Fischerboote in Puerto Lopez

Nach den drei Wochen in Quito fahre ich für eine Woche an die Küste nach Puerto Lopez. Auch dort werde ich in Spanisch unterrichtet. Zusammen mit einer Mitstudentin und der Profesora kommen wir mit dem Nachtbus nach fast 10 Stunden Reisezeit an. Puerto Lopez liegt ungefähr in der Mitte der ca 1000km langen Pazifikküste. Es ist ein Fischerdorf mit etwas Tourismus im Sommer.

Das Dorf liegt im Machalilla-Nationlapark, ein Schutzgebiet von 55’000ha. Es gibt hier auch archäologische Fundstellen  mehrerer Indianerkulturen, die mehr als 5000 Jahre zurückreichen.

Unser Tagesprogramm umfasst 4 Stunden Unterricht am Morgen und am Nachmittag ist der Besuch von Sehenswürdigkeiten des Nationalparkes angesagt. So besuchen wir am Tag nach der Ankunft die 30km entfernte Isla de la Plata. Diese Insel wird oft auch Mini Galapagos genannt, was mir etwas übertrieben scheint. Sie ist wirkklich schön und wir sehen auch eine Menge Vögel und Schildkröten, aber keine Meerechsen und andere Urtiere, worauf Darwin zum Teil seine Evolutionstheorie und wofür die Galapagos bekannt sind.

Am meisten bekommen wir Piqueros pata azul (Blaufusstölpel) und fragatas (Fregattvögel) zu sehen, letztere allerdings ohne die fotogene tiefrote aufgepolsterte Brust. Diese tragen die Männchen nur während der Balzzeit zur Schau. Die Insel ist äusserst trocken und Regen fällt nur wenig während dreier Monate. Um die Insel ranken sich einige Legen von Piraten, die hier grosse Schätze verborgen haben sollen und bei der Flucht einen guten Teil davon ins Meer werfen mussten, weil das Schiff zu schwer war. Nach diesem Schatz wird immer  wieder gesucht.

Wir wohnen im Hostal Monte Libano von Maria und Pedro und werden köstlich verpflegt. Jeweils am Morgen im Dorf kommen im die Fischer rein mit ihrem Fang. Ein grosser Teil davon wird direkt ab Boot verkauft oder sonst verwertet. Das ist ein kunterbuntes Treiben mit vielen Fischerbooten, Leuten und einer Menge von Transportfahrzeugen aller Art und nicht zuletzt warten im Meer hunderte von Pelikanen auf die Reste von Fischen.

Der nächste Nachmittagsausflug führt zu fantastischen einsamen Stränden, wo an diesem Tag mit traumhaftem Sonnenschein kaum mehr als 20 Leute an einem 3km langen Sandstrand badeten, klar es ist nicht Touristenssaison, aber das Wasser ist 20° warm und ladet zum Baden. Agua blanca, ist ein einfaches Eingeborenendorf ist das nächste Ziel. Es findet sich hier ein Museum mit den Funden der erwähnten alten Kulturen. Der Guia hat uns versichert, dass es heute verboten sei, irgendeine Antiquität zu erwerben oder gar zu exportieren. Allerdings gilt dieses Gesetz erst seit 1985 und vorher wurden offensichtlich grosse Schätze ins Ausland verfrachtet. Auffallend ist immer wieder die Vegetation, einmal sehr trocken 10km weiter grün und üppig. Der Baum, der unten im Bild zu sehen ist (leider kenne ich den Namen nicht), soll für die Einheimischen eine wahre Fundgrube für allerlei Heilmittel sein. Grössere Exemplare davon mit grotesken Ästen habe ich später auf der Rückfahrt aus dem Bus gesehen, die ich dann leider nicht fotografieren konnte.

Die Rückreise nach Quito habe ich nicht mit Irma der Professorin und Cathrin, der Mitstudentin gemacht. Erstens wollte am Tag fahren, um etwas vom Land zu sehen. Und damit die Reise nicht all zulange werde, habe ich einen Zwischenhalt in Portoviejo geplant. Die Abreise mit dem Bus war eine Zeremonie nach südamerikanischer Art. Ich habe um 07.45 mein Ticket für 3$ gekauft und bin 5 Minuten vor Abfahrtszeit um 08.00 in den Bus gestiegen. Nach weiteren 10 Minuten, während derer draussen der Chauffeur und der Beifahrer alle möglichen Haltestationen ausrufen, um Kunden anzulocken, machte der Bus endlich Anstalten abzufahren und ich dachte, es sei jetzt die Abfahrt…. Nichts davon, der Bus fuhr einmal um den Block, hielt am gleichen Ort wieder an, und das Buhlen um weitere mögliche MitfahrerInnen wiederholte sich. Endlich um 08.20 fuhr der Bus tatsächlich ab, um nach nur 500m wieder anzuhalten – der Typ vom Ticketoffice hatte vergessen, dem Chauffeur einige Papiere mitzugeben. Weitere 300m später kam von hinten wild gestikulierend ein Mototaxi angeast, brachte den Chauffeur zum Anhalten und lieferte ihm weitere 2 Passagiere. Erwähnenswert ist auch der Vorgang, der sich bei den Haltestationen wiederholt. Bevor die Leute ein-, oder aussteigen können, ergiesst sich eine Horde von Strassenhändlern in den Bus. Alles wird verkauft, von Essen, Trinken über Schmuck, Toilettenartikel bis zu kleineren Kleidungsstücken. Zuletzt nachdem alle ausgestiegen und die neuen Passagiere zugestiegen sind, kommt bestimmt noch ein CD-Händler mit einem tragbaren Recorder mit Lautsprecher. Weil er dafür mehr Zeit braucht, fährt er mit dem Bus mindestens eine Vietelstunde mit und spielt in voller Lautstärke den Anfang von Liedern ab, um danach alle Passagiere zu fragen, ob sie eine CD wollen.

In Portoviejo steige ich aus und fahre mit dem Taxi zum Hotel San Marco (empfohlen im Führer) – eine Bruchbude, aber für eine Nacht reicht’s. Aber eigentlich bin ich interessiert nach Montecristi zu gehen. Dieser Ort, 20km entfernt, ist als erstes bekannt, weil hier die Panamahüte aus Paja, einem Palmenprodukt, gefertigt werden. Das war schon immer so, die Panamhüte wurden nie in Panama produziert. Für einen Hut der besten Qualität arbeitet eine Hutmacherin bis zu 8 Monaten. In Mailand oder New York verkauft dieser sich dann für mehr als 1000$, während die Hutmacherin dafür 300$ erhält.

Ich habe mich mit einem Taxifahrer verbündet, der mich zu einer sehr kleinen intimen Manufaktur brachte, in der ich sehr freundlich empfangen wurde. Ich konnte dabei mit der Frau sprechen, welche die Hüte selber fertigt. In grösseren Manufakturen sind das bis zu 20 Frauen. Es ist nicht etwa, wie nach dem Bild denkt, Männerarbeit. Er wollte einfach um alles in der Welt auf das Photo. Natürlich habe ich einen Hut der Qualität fino gekauft und auch die geforderten 150$ bezahlt ohne das hier übliche Handeln, ich wäre mir schäbig vorgekommen, nachdem mir die Frau bestätigte, dass sie dafür 4 Monate gearbeitet hat.

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So einfach geht’s

Am nächsten Tag bin ich um 10 Uhr weiter gefahren, damit ich um 18.00 Uhr in Quito sein sollte. Ich hatte Gesellschaft einer interessante Mitfahrerin, mit der ich bald ins Gespräch kam und mit der ich sehr viel über Ecuador und die Schweiz geplaudert habe. Es ist sehr leicht mit der Ecuadorianern ins Gespräch zu kommen. Sie sprechen einen schnell an. Anita wohnt mit Ihrem Mann in Portoviejo und besuchte an diesem
Wochenende ihre kranke Mutter im Hochland.
Sie hat mich auch gleich eingeladen, einige Tage auf der Finca ihres Vaters zu verbringen, was ich leider ausschlagen musste. In Santo Domingo (so schön heissen hier die Orte) stieg sie aus und auf der Weiterfahrt von 500müM bis auf über 3000müM wurde es schnell schlechtes Wetter, neblig und kalt. So kam mir als letzte Erinnerung an die Küste noch oft das nebenstehende Bild in den Sinn. Für alle nicht spanisch sprechenden Mitleser, es handelt sich um ein Bestattungsinstitut und das Motto daneben bedeutet „Treppe in den Himmel“ — so einfach ist das hier!

Soviel heute. Eine ganze Menge mehr Bilder kannst du hier sehen