Zentralvietnam

Hué

Wir fliegen früh am nächsten morgen von Hanoi nach Hué und werden nach der Ankunft zum Hotel Pilgrimage Village gebracht. Ein Dorf ist dieses Hotel buchstäblich, alles einzelne grössere und kleinere separate Unterkünfte und Bungalows unter Palmen. Wir erhalten den Honeymoon Bungalow und als besonderes dazu noch einen Honeymoon Cocktail und eine Honeymoon Massage für beide – nicht schlecht nach 45 Ehejahren. Den Rest des Tages und Abends haben wir ganz für uns, wir geniessen die Massage und essen später hier.

Zitadelle Hué

Hué war für 140 Jahre die Hauptstadt von Vietnam zu Zeiten der Nguyen Könige und als Frankreich hier Kolonialmacht wurde. In der Stadt mit etwa 350’000 Einwohnern ist vom ehemaligen schönen Stadtbild vieles im Kampf mit Frankreich aber besonders später im amerikanischen Krieg zerstört worden. Im letzteren lag die Stadt, so nahe der Grenze zu Nordvietnam, mitten in der Kampfzone. Hué, am Perfume river gelegen, ist aber in jedem Fall noch sehenswert. Seine Lage und die Geschehnisse des Vietnamkriegs bestimmen das Thema des ersten Ausfluges mit unserem hiesigen Guide Than. Wir fahren im Auto nach Norden, wir  erzählen Than die Story von gestern vom Honeymoon Bungalow, Honeymoon etc, Das findet er unglaublich lustig und spricht uns die nächsten Tage immer wieder als Mrs Susan und Mr Peter drauf an. Auf der langen Fahrt redet er auch viel über die jüngere Geschichte von Vietnam. Die Hauptverbindung durch ganz Vietnam ist die 1600km lange NH1, darauf fahren wir zuerst zum Mine Action Visitor Center, ein einfaches Museum, das in Vietnamesisch und Englisch einen exzellenten Überblick mit Photos über die Umstände von damals gibt. Z.B. wie Leute mit blossen Bambusstangen versuchten Minen zu entschärfen oder die Folgen von Agent Orange, dem Mittel das gesprüht wurde um die Bäume zu entlauben neben vielen weiteren drastischen Kriegsdetails.

Sein oder Nichtsein

Das Gelände dieses Museums lag in der im Krieg am heftigsten bombardierten Zone in Südvietnam und irgendwann wurde es während 80 Tagen pausenlos bombardiert. Das ganze Land ist hier gerade noch etwa 50km schmal bis zur Grenze von Laos. Es gibt viele dieser Gedenkstätten um den Vietnamkrieg und sie wurden natürlich alle vom neuen Regime erstellt. So wird eben nur die eine Seite gezeigt, aber es wird viel vom unglaublichen Irrsinn des zuletzt Südvietnam und für die USA verlorenen Krieges spürbar. Es ist für uns beklemmend, das alles vor Ort zu sehen, was wir als gut 20jährige von sehr weit weg mitbekommen haben. Wir haben auch dagegen protestiert, ohne eine grosse Ahnung gehabt zu haben, was hier wirklich geschah. Es ist (zufällig) an diesem Tage der Geburtstag von Ho Chi Minh und wir sehen auch in diesem Museum eine ganze Reihe hochdekorierter (nord)vietnamesische Kriegsveteranen in ihren Galauniformen – inzwischen sehr alt – mit Verdienstmedaillen an den Uniformen – freundlich und (heute) lächelnd. Nach diesem Besuch fahren wir weiter nach Norden zur DMZ (demilitarisierte Zone), tatsächlich war dieser 5km breite Streifen wohl die am meisten militarisierte Gegend in der Geschichte. Im Norden, wie im Süden des Grenzflusses Ben Hoi River kann man immer noch die Lautsprecheranlagen sehen, mit welchen die jeweils andere Seite mit Propaganda eingedeckt wurde. Nochmals etwa 5km weiter nördlich sind die Vinh Moc Tunnels, die verbleibenden Reste eines gigantischen Untergrundsystems von Tunneln in mehreren Stockwerken mit Sälen, Spital, Waffenlager und Lebensräumen, das die Nordvietnamesen mit einfachen Werkzeugen in die lehmige harte Erde gruben. Es diente als Rückzugsort, als Waffenlager, als Versammlungsort etc. Wir stapfen eine halbe Stunde durch die dumpfen Gänge, ohne wirklich etwas zu sehen und sind froh wieder aufrecht gehen zu können.

In der Zitadelle

Wir fahren übers Land zurück vorbei an Pfefferstrauchplantagen, an Reisfeldern bis nach Hué, wo wir am Nachmittag die berühmte Zitadelle besuchen. Wie bereits erwähnt wurde in Hué vieles zerstört, speziell auch in der Zitadelle, dem Sitz der Kaiser von Vietnam, trotzdem lässt sich hier der Pomp dieses Geschlechts immer noch erahnen. Die Zitadelle ist von 10km (!) langen 2m dicken ca 6m hohen Mauern und einem Graben umgeben und beherbergt als Kernstück die königliche Residenz – als  Zitadelle in der Zitadelle. Diese noch einmal umgeben von 2,5km Mauern. Das Herzstück die verbotene purpurne Stadt existiert nicht mehr. Than klärt uns eifrig auf über das Leben dieser Herrscher und dabei wird uns  fast schwindlig von den Zahlen der Frauen, Kinder, Konkubinen und Eunuchen, welche diese 12 Kaiser gehabt haben sollen – dreistellige Zahlen. Trotz der Zerstörungen sind immer noch ausreichend Prachtbauten übrig um hier einen ganzen Nachmittag staunen zu können. Am Abend gehen wir in die Stadt essen und bummeln dann dem Perfume River entlang, der so gar nicht nach Parfüm riecht oder aussieht.

Im Mausoleum

Die Uferpromenade ist in einen riesigen Markt verwandelt mit Schaustellern, Künstlern und Ständen aller Art. Es hat enorm viele Leute, alle sind aufgestellt und fröhlich – ein Riesengedränge. Am nächsten Morgen besuchen wir das Mausoleum des zweitletzten Königs im Süden der Stadt. Von diesem wird gesagt, dass er eine Marionette der Franzosen war und sein Land endgültig endgültig den Franzosen überliess und während er selber in Pomp lebte, beuteten die Kolonialherren seine Untertanen aus. Der Sohn dieses Herrschers, der letzte König starb, nachdem er 1945 abgedankt hatte, 1997 in Frankreich. Auch das Mausoleum ist eine Prachtsanlage. Bitter ist nur,  dass um es bauen zu können, die Steuern um 15% erhöht werden mussten – und es weitere 10 Kaiser mit ähnlichen Bauten gab.

Photo für die Hochzeit

Es sieht nach Regen aus, als wir anschliessend auf eine etwa 2-stündige Velotour durch Hué aufbrechen. Erst durch den zünftigen Stadtverkehr, als Thanh, der am wenigsten geübte Fahrer vorausfährt und prompt einen Sturz produziert , Gott sei Dank  ohne Folgen.  Wir kommen an der Universität vorbei in der Ho Chi Minh studiert hat und  es fängt tatsächlich an zu regnen. Gottseidank kommen wir in ruhigere Viertel und aus der Stadt heraus zu einer Pagode, die wir besichtigen. Mit einem Boot auf dem Fluss kommen wir zurück in die Stadt. Nach einem ausgiebigen Mittagessen fahren wir am Nachmittag auf der NH1 nach Süden über den Wolkenpass (460müM). Auf dem Pass selber ist es neblig, auf einem alten Armeebunker der Amis steht in luftiger Höhe ein Hochzeitspaar zum Photographieren, der Photograph selber steht ca 10m weit weg auf einem anderen Haus und schreit Anweisungen an seinen Helfer, der beim Brautpaar ist und sich jeweils für die Aufnahmen hinter dem grossen Kleid der Braut verstecken muss. Dabei ist nicht etwa heute der Hochzeitstag – solche Photos an ungewöhnlichen Orten werden vorher gemacht und später am tatsächlichen Fest in Grossaufnahme am Eingang aufgestellt. Über Danang, der drittgrössten Stadt gelangen wir nach ca 200km nach Hoi An, dem Juwel Zentralvietnams.

Hoi An

Hoi An nachts

Wir logieren hier im Anantara Hotel, einem prächtigen Kolonialbau mit bestem Luxus. Bereits kurz nach dem Buchen wurde uns von diesem Hotel mitgeteilt, dass, weil der Pool gerade in Reparatur sei, wir eine Massage und ein Nachtessen zugute hätten und, falls wir einen Pool benutzen möchten, gratis zu einem befreundeten Hotel transportiert würden. Das zeigt die unglaubliche Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft auf, die wir hier geniessen. Hoi An ist eine alte Stadt, in der über 600 Gebäude Weltkulturerbe der UNESCO sind. Es ist auch ziemlich touristisch, die meisten davon sind Asiaten. Wir sind für die nächsten Tage erneut in einem zügigen Programm organisiert.

Bei Nguyen Phuc Tan
Bei Nguyen Phuc Tan

Als erstes fahren wir auf die Farm von Nguyen Phuc Than, einem cleveren Businessman, wo wir alles über den Reis lernen, vom bereiten der Felder mit dem Wasserbüffel übers säen, ernten und aufbereiten. Phuc Than hat nach eigenen Angaben eine bestbezahlte Stelle im Tourismus aufgegeben, um hier sein eigener Herr und Meister zu sein. Er hat eine Pension gebaut und bietet Unterkünfte an, geht mit den Leuten Fischen usw.: www.hoianagritravel.com.vn.  Am Nachmittag zeigt uns Than die wichtigen Bauten der Stadt vor wir noch eine Laterne basteln. Am nächsten Tag sind wir den ganzen Tag in einem Kochkurs, siehe dazu „die Küche Vietnams“. In Hoi An gibt es auch etwa 500 Schneiderateliers, die (für die Touristen) Kleider nach Mass herstellen.

Nach soviel Aktivitäten die letzten zwei Wochen machen wir im wunderschönen stadtnahen Resort „Four Seasons“ eine Woche Faulenzerferien am Strand und am Pool. Wir sind bestens aufgehoben hier, ganze Heerscharen von Bediensteten sorgen dafür, dass es uns an gar nichts fehlt. Ab und zu gehen wir in die Stadt, z.B. um uns beim Schneider ein Seidenkleid, eine Bluse und für mich eine Winterjacke machen zu lassen. Wir lassen die Seele baumeln und geniessen das Leben, bis es am Sonntag früh so weit ist und wir zum letzten Hub Saigon, oder jetzt offiziell Ho Chi Minh City aufbrechen.

Die Küche in Vietnam

Pho
Fleischstand am Markt
Fleischstand am Markt

In unserem Reiseführer sind Vietnams Top 20 Highlights aufgeführt. An erster Stelle steht hier das vietnamesische Essen. Der Kochkurs den wir in Hoi An gebucht haben beginnt schon morgens um acht Uhr. Von unserer heutigen Kursleiterin werden wir mit einem kühlen Ingwer Tee begrüsst und mit einem dritten Kursteilnehmer aus Deutschland bekanntgemacht. Zuerst fahren wir hinaus aufs Land zu einem biologisch geführten Kräutergarten welcher mit Seegras und Kompost gedüngt wird. Frische Kräuter wie „Sawtooth“ Koriander, Dill, verschiedene Minzen, asiatischer Basilikum etc. gehören zu jedem Gericht. Hier wächst auch der Wasser Spinat welcher mit Knoblauch gekocht wird, ein häufiges Gericht welches auf englisch „morning glory“ heisst. Als nächstes besuchen wir einen Markt wo unsere Kursleiterin gezielt ihre bekannten Händlerinnen ansteuert und dann alle Zutaten für unser Essen kauft. Die Ware wird meistens in Körben am Boden präsentiert und die Leute sitzen mittendrin. Wir kochen anschliessend in einer sehr inspirierenden Anlage unter Palmen ein Viergang Menü welches so ziemlich das Angebot der vietnamesischen Küche widerspiegelt.

Unsere Kochlehrerin

Zutaten wie Ingwer, Zitronengras, Chilis, Frühlingszwiebeln, Knoblauch und alle erdenklichen Gewürze sind unabdingbar. Der Mörser kommt zum Einsatz, es wird gegrillt, geschmort und frittiert. Die vietnamesische Küche wird getragen vom Geschmack des Gerichts wo das Süsse, Salzige und Saure die Balance halten soll. Das A und O der Küche ist aber die Frische der Produkte welche täglich auf dem Markt gekauft werden. Beim Tier wird immer noch alles verwertet und angeboten. Beim Betrachten der Schweinsköpfe oder aller Arten von Tieren vergeht uns dann fast der Appetit. Supermärkte gibt es kaum und so auch kaum Fertigprodukte, es wird alles von Grund auf selbst hergestellt. So wird die allgegenwärtige „pho“, eine Rinds Nudelsuppe selbst herstellt indem man Rindsknochen mit Gewürzen, Gemüse und Kräutern stundenlang kocht. Diese Bouillon wird dann mit frischen Kräutern, Sprossen, Nudeln und Fleisch serviert. Zum Einsatz kommen auch alle erdenklichen exotischen Früchte welche auch als Salat z.B. zusammen mit fein geschnittenen Bananenblüten serviert werden.  Zusammen mit Thailand ist Vietnam der grösste Reisexporteur der Welt. Da ist es selbstverständlich, dass zu jedem Essen eine gute Portion Reis oder Reisnudeln serviert wird.

 

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3 Kommentare

  • Priska und Peter Mussak

    Diese Reise ist sehr interessant und wir grüssen euch herzlich aus der fernen Schweiz

    Priska und Peter

  • Spahni

    Das macht uns richtig „gluschtig“ die Reise und auch das Essen.
    Ganz liebe Grüsse
    Alice und Kurt

  • Renata

    Liebe Susi, lieber Peter
    Eben aus dem Loiretal mit seinen -zig Schlössern habe ich eure zwei informativen Berichte lesen und die tollen Fotos bestaunen können. Herzlichen Dank.
    Dank eurer tollen Reportage kann ich mich noch mehr auf meine bevorstehende Reise durch Vietnam und Kambotscha freuen. Die weltberühmten Highlights stehen auch auf meinem Programm.
    Inzwischen seid ihr ja wieder zurück und ich wünsche euch gutes Einleben.

    Ganz liebe Grüsse
    Renata