Salbit Höhenweg

Dieses Jahr war für unsere traditionelle Herbstwanderung der ATZ-Gruppe vorgesehen ins Berner Oberland zu gehen. Kurt hatte die Route als ehemaliger Einheimischer organisiert. Leider hatte Kurt anfangs August einen leichten Hirnschlag erlitten, deshalb konnte dieser Plan natürlich nicht umgesetzt werden. Gott sei dank geht es Kurt wieder besser und die Tour im Berner Oberland ist ja sicher nächstes Jahr wieder ein Thema.

Als Alternative haben Willi und ich uns kurzfristig entschlossen für drei Tage ins Göscheneralptal zu gehen. Der Wetterbericht meinte es gut mit uns mit einem Fenster von drei schönen Tagen anfangs September. Schon bei der Anreise nach Göschenen herrschte Traumwetter und der Hüttenanstieg führte uns durch schöne Wälder und Alpen auf 2’100 müM zur Salbithütte. Diese war an diesem Abend randvoll. Zur Hauptsache waren es Kletterer, wir sind ja im Kletterparadis des Salbitschijen. Zusammen mit den Wanderern ist die Hütte fast bis auf den letzten Platz gefüllt.

Wir verbringen einen interessanten Abend, am Tisch sitzen wir zusammen mit zwei Bergführern aus dem Tirol, die morgen den Salbit Südgrat klettern wollen und mit einem Berführer aus Pontresina, der mit seinem Kunden aus Österreich zum Westgrat will. Alle unsere Tischnachbarn mit ihrem strengen Programm morgen müssen bereits vor Tagesanbruch von der Hütte aufsteigen.

Da nehmen wir es gemütlicher und sind erst um halb acht beim Frühstück –  die meisten Leute sind schon aus dem Hause. Es herrscht auch heute wieder Prachtswetter. Vor unserem Abmarsch zeigt uns Richi der Hüttenwart mit dem Fernrohr, das er auf den Südgrat richtet, wo die Kletterer schon einige Seillängen nach dem Einstieg zu sehen sind.

Auch wir schultern die Rucksäcke und wandern stetig aufwärts Richtung Salbitbrücke. Der Weg zwischen hier und der Voralphütte, unserem Tagesziel ist als Alpinweg mit T4 gekennzeichnet. Langsam wird die Salbithütte kleiner, noch sind wir alleine, erst als wir zur Bücke gelangen überholen uns eine rüstige Wandererin und ein Ehepaar. Wir legen hier unsere Klettersteigsets an, weil gleich nach der Bücke schon die erste Leiter wartet

Diese Brücke ist schon beeindruckend und beim ersten Betreten kommt schon ein etwas mulmiges Gefühl auf wenn es so schwankt. Gleich nach der Brücke wartet schon die erste Leiter. Es wird steiler und ausgesetzter. Abwärts und wieder aufwärts, so wird es den ganzen Tag weitergehen. Wir kommen zum Salbitbiwak, wo ein Alpinistenpaar übernachtet hat. Bevor die Brücke vor etwa 10 Jahren erstellt wurde, war dieses Biwak der Ausgangspunkt für die Kletterroute über den Westgrat. Heute kann man dank Brücke auch von der Salbithütte aus in ca 1 1/2 Stunden am Einstieg sein. Dann geht es richtig zur Sache – zuerst steil nach unten – etwas ausgesetzter – die ersten Seile und Steigstufen – und endlich die viel beschriebenen Leitern wieder hoch.

Als wir diese ganze Kraxelei hinter uns haben gönnen wir uns an der warmen Sonne eine wohlverdiente Zwischenmahlzeit. Am gegenüberliegenden Hang versuchen wir den Weg auszumachen, den wir morgen gehen wollen. Nach dem Essen geht es weiter hoch bis über 2’500müM – vor uns die prächtige Sicht auf den Kranz mit den Dreitausendern mit Galenstock – Dammastock über Gwächtenhorn bis Sustenhorn im stahlenden Sonnenschein mit tiefblauem Himmel.

Stein-Künstler haben hier den Weg mit speziellen Wegmarken und kunstvolle Steinmanndli geschmückt- einmal steht da sogar eine ganze Gallerie. Dann erblicken wir zum ersten mal ganz weit unten die Voralphütte. Wir nehmen es gemütlich und lassen uns nicht stressen, wir haben ja genügend Zeit.

Nach einem sehr steilen Abstieg erreichen wir die Voralphütte, wo wir erneut sehr freundlich empfangen werden. Als erstes geniessen wir je ein Stück Linzertorte an der warmen Sonne: Im Gegensatz zur Salbithütte sind hier nur gerade 16 Leute hier, es sind ja auch nicht ganz so bekannte Kletterberge hier. Aber es ist eine gemütliche Hütte und wir werden fürsorglich umsorgt. Am meisten interessiert uns der Weg zur Bergseehütte, den wir morgen nehmen wollen und Silvia die Hüttenwartin zeigt uns wo es zur Horefellilücke geht. Eher etwas besorgt checken wir die Wetteraussichten für morgen mit allen möglichen Wetter-Apps und beschliessen dann bereits früh um 7 Uhr zu starten, weil das Wetter am Nachmittag umschlagen wird.

Wir verbringen einen gemütlichen an unserem Tisch in einer gemütlichen Runde. An einem anderen Tisch ist eine Gruppe von Bergführer-Aspiranten, die wie wir hören um 4 Uhr aufbrechen wollen. Als ich um viertel nach 6 Uhr Willi wecke und aus dem Fenster schaue, hat es Nebel. Während dem Frühstück hoffen wir immer noch, dass sich dieser verziehen wird. Aber das ist verfehlte Hoffnung. Es bleibt neblig und nach einigen Diskussionen beschliessen wir abzusteigen, dafür aber bis nach Göschenen zu laufen.

Wie gut es war, dass wir uns so entschieden haben, merken wir, als es bereits ganz fein regnet als wir zur Voralpkurve kommen. Wir beschliessen deshalb nicht mehr nach Göschenen zu laufen und den Heimweg anzutreten.

Vielen Dank Willi, es war eine gute Sache.