
Argentinien Cordoba – Rosario – Atlantikküste – Peninsula Valdés

Während der nächsten Wochen queren wir den halben Kontinent an die Atlantikküste, um dort den Sommer am Meer zu geniessen und uns langsam in Richtung Süden zu bewegen. Wir nehmen von Mendoza aus den Nachtbus und diesmal haben wir Suiten gebucht, um richtig gut schlafen zu können. Nach 10 Stunden Fahrt, in denen wir recht gut geschlafen haben, treffen wir bereits um sieben Uhr früh in Cordoba, der zweitgrössten Stadt von Argentinien ein. Vom Terminal begeben wir uns direkt zum Hotel und wir können sogar schon zu dieser Tageszeit das Zimmer beziehen. Herrlich so eine Dusche nach einer Nacht im Bus.
Gleich daneben mit dem gleichen Ticket kann man in das Museo Provincial de Bellas Artes – wirklich gute Kultur. Auf einer Stadtrundfahrt lernen wir noch die weiteren Höhepunkte dieser grossen Stadt kennen.

Am Abend vor unserer Weiterreise essen wir in einem Restaurant im Barrio Güemes. Zu unserem Erstaunen hat es hier eine grosse freie Fläche, wo ein Tangolehrer mit seinen Schülerinnen und Schülern die ganze Zeit, während wir hier sind, mit Inbrunst Schritte, Bewegungen und Kombinationen üben. Das sind nicht etwa nur alte oder junge Teilnehmer, sondern ein buntes Gemisch auch was die Begabung für den Tanz angeht. Um elf Uhr (für die Argentinier eher früh am Abend) gäbe es auch noch eine Tangoshow, die wir heute auslassen. Hier noch eine guter Spruch, was uns Grosseltern betrifft, schoen nicht?
Am nächsten Tag buchen wir erneut eine Fahrt auf einem Boot. Ausser uns ist niemand dabei, aber wir lernen viel. Z.B. dass der Paraná auf der Ostseite ein 60 – 80km breites System aus Inseln und Wasserwegen bildet, das sich bis an die Mündung bei Buenos Aires erstreckt. Dann werden wir in das private Casa de la Fin de Semana des Bruders des Bootsführer eingeladen. Auf den vielen Inseln gibt es unzählige Ferienhäuser von Rosariern, alle mit Grundstücken von einigen tausend Quadratmetern und das Boot ist ein alltägliches Verkehrsmittel. Wir halten uns wegen der Wärme immer in der Nähe des Paraná auf. Auf einem Spaziergang treffen wir Jaime Fuksman, 86 jährig, vor über 70 Jahren aus der Ukraine hier eingewandert und welcher sehr bewandert über das Weltgeschehen und die Schweiz ist. Später treffen wir den Messerschleifer auf dem Velo, der die Velopedale benutzt um den Schleifstein anzutreiben.


Von Rosario aus fahren wir im Schnellbustempo in zwei Tagen über Buenos Aires – Mar del Plata in den Nobelbadeort Pinamar. Weil der Bus ab Buenos Aires mehr als eineinhalb Stunden Verspätung hat, treffen wir erst nach 21 Uhr in Pinamar ein. Wir logieren für 4 Nächte im wirklich teuren Hotel Bagu, das uns schon beim Buchen viel Kopfzerbrechen bereitet hatte. Als sich nun auch noch herausstellt, dass es eine Bruchbude mit schlechtem Service ist, sind wir schon etwas enttäuscht, aber wir können nicht ausziehen, es gibt nichts anderes. Als wir am nächsten Tag an den Strand gehen, begreifen wir wofür Pinamar so bekannt ist – mehr als 20km herrlicher Sandstrand, wo wir die nächsten 2 Tage baden gehen. Nach der Hotelerfahrung mieten wir uns für teures Geld, aber mit gutem Service einen schattenspendenden Unterstand mit Stühlen und einem Tisch.
Am Schatten lässt sich so auch die Hitzewelle gut überstehen. das Wasser des Südatlantiks ist hier etwa 21 Grad warm, aber es hat viele Wellen und weit schwimmen kann man nicht, aber es hat einige Surfer. Man kann hier leicht während des ganzen Morgens am Strand entlang nach Süden laufen, in einem Café etwas essen und am Nachmittag wieder zurückgehen. Man findet sich dabei die ganze Zeit in einer grossen Ansammlung von Sonnenhungrigen. Pinamar als berühmter Bdaeort hält nicht das, was wir erwartet hatten, der Strand und das Baden gefällt uns super, aber der Ort ist eher eine Ansammlung von skurrilen Baustilen und dreckig, hässliche Hochhäuser neben kleinen Häusern, aber es gibt z.B. keine anständigen Trottoirs vor den Schickerialäden. Als es am nächsten Tag regnet, bilden sich richtige Seen, weil das Wasser nirgends ablaufen kann und es kommt zum Verkehrszusammenbruch. Als wir von Pinamar weggehen kommen wir endgültig in den Süden, während der nächsten drei eher langen Busetappen fahren wir über via Bahia Blanca – Viedma in Patagonien ein. Unser erstes Ziel hier ist die Peninsula Valdes. Auf der Fahrt nach Puerto Madryn wird das Land nach mehreren tausend Kilometern wieder hügelig und in Sierra Grande gibt es die ersten Berge am Horizont, aber nach einer halben Stunde ist der Spuck wieder vorbei und das Land flach wie eh und je.
Das zahlt sich auch aus, denn es ist wirklich schön und sauber. Schon am nächsten Tag machen wir einen Ausflug auf die Peninsula Valdes, die zwar auf der Karte von Argentinien klein aussieht, aber wenn man darauf fährt sich als echt gross herausstellt und unser Tagesausflug ist mehr als dreihundert Kilometer lang. Wir haben einen sehr guten Führer, der uns anschaulich die Halbinsel und die verschiedenen Tiere, die uns erwarten, erklärt. So werden wir Seelöwen und See Elefanten und viele Wasservögel sehen und auf dem Lande Guanacos, Maras eine Art südamerikanische Hasen, dann aber auch europäische Hasen und Choiques, die südamerikanischen Strausse. Es dauert auch nicht lange, sehen wir bereits diese Tiere. Über die Halbinsel ist wissenswert, dass es darauf nur wenige Schaffarmen gibt, deren grösste über 120’000ha (1’200km²) Fläche ausweist. Bei den Naturfreunden ist diese Halbinsel bekannt, weil hier jedes Jahr vom März bis Dezember die Ballenas Francas Australes (Wale) herkommen zum Gebären und Aufziehen der Kälber. Ungetüme mit 25m Länge und 45to Gewicht. Diese werden wir zwar nicht sehen, aber es gibt noch genug sonst, z.B. ganze Kolonien von Seelöwen und See Elefanten. Die ganze Halbinsel ist ein Welterbe der Unesco.

Im schönen Punta Pirámide, dem einzigen Dorf auf der ganzen Halbinsel machen wir mit einem Boot eine Rundfahrt und wir können die beschriebenen Tiere hautnah sehen und fotografieren. Nach der Wegfahrt aus diesem Dorf ist Fototermin, neben uns sind noch sieben Frauen aus Italien dabei für das Gruppenfoto, nun ist auch die asphaltierte Strasse zu Ende und die nächsten 200km sind Naturstrassen. Wir queren die Halbinsel gegen Osten zum offenen Atlantik, immer Büsche und einige Schafe, nur eines pro vier Hektaren (!), wegen der Überweidung. In Punto Delgado Essen wir zu Mittag und gehen nachher zur See Elefanten Kolonie, das sind so faule Kolosse, die ständig nur liegen und sich etwa alle halbe Stunden drehen.
Am nächsten Tage fahren wir zur Punta Tomba, dort gibt es eine Pinguinkolonie mit mehr als einer Million Pinguinpaaren. Auch diesmal werden wir überrascht von der Qualität der Führerin Marta, die uns sehr viel über das Land und diese Tiere zu erzählen weiss. Die Fahrt geht nach Süden, auf der Fahrt ist nicht viel zu sehen – doch halt wir sehen die schönste Gedenkstätte für Gauchito Gil, eine Art Volksheiliger in Argentinien, von dem man überall entlang der Strassen solche grössere und kleinere Gedenkstätten sieht.

Er ist nicht etwa ein religiöser Heiliger, sondern eher eine Art argentinischer Robin Hood und der Patron der Strasse. Obwohl nicht heilig pilgern in Corrientes an seinem Todestag tausende zu seinem Grab. Auch heute gibt es wieder ein beträchtliches Stück staubige Naturstrassen, bevor wir in Punta Tomba ankommen. Was wir hier zu sehen bekommen, hat Mühe und Geld auf jeden Fall gelohnt. Im Informationszentrum, einem architektonisch durchgestylten Bau, werden wir über die Lebensumstände dieser Magellan-Pinguine und deren Umgebung anschaulich aufgeklärt. Dann geht es auf den Rundgang, wobei aus Rücksicht auf die Tiere nur etwa ein Zehntel der ganzen etwa 20km langen Halbinsel für das Publikum freigegeben ist. Aber auch dieser Rundgang dauert immer noch fast 2 Stunden. Diese Tiere graben sich ein Nest, worin ein Pärchen haust. Sie graben sich ein, um sich vor der sengenden Sonne zu schützen. Hier werden auch die Eier ausgebrütet und die Jungen aufgezogen, was eine Sache von Vater und Mutter ist. Die Jungen werden mit Fischen aus dem Meer gefüttert, welche Vater oder Mutter schon geschluckt haben und die im Nest wieder heraufgewürgt werden, dabei will oft ein fremdes Junges noch mitessen, welches aber unbarmherzig vertrieben wird. Die Jungen wachsen sehr schnell innert drei Monaten zu voller Grösse von 50cm heran und brauchen entsprechend viel Futter Und entsprechend gierig ist die Fütterungsszene. Am Ende der Sommersaison verlassen die Eltern die nun ausgewachsenen Jungen und die ganze Kolonie zieht gegen Norden in wärmere Gewässer vor Brasilien. Und im nächsten Jahr kehren Vater und Mutter ins genau gleiche Nest zurück.

